Gerechter Gesellschaftsvertrag oder unnötige Giesskanne? Die Gegner der AHVplus Initiative, argumentieren auffällig häufig mit dem Giesskannenargument. Es ist darum Zeit, die Giesskanne näher unter die Lupe zu nehmen.
«Die Reichen brauchen die AHV nicht, aber die AHV braucht die Reichen», so einfach und zugleich genial brachte es der Vater der AHV – Hans-Peter Tschudi – auf den Punkt. Die AHV verteilt Reichtum von oben nach unten und nimmt sowohl Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber in die Pflicht. Heute bekommt niemand mehr als 2’350 Franken (Ehepaare max. 3’535 Franken) Rente ausbezahlt. Da alle Löhne AHV-pflichtig sind, liefern bspw. Topverdiener sehr viel mehr ab, als sie an Rente erhalten. Auf der anderen Seite bekommen Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen mehr, als sie in die AHV einzahlen.
Es ist genau diese Solidarität zwischen den Topverdienern, dem Mittelstand und den Wenigverdienenden, die mehr denn je gebraucht wird. Doch diese Solidarität wird von bürgerlicher Seite gezielt mit dem einfach verständlichen aber falschen Argument, dass die AHVplus Initiative «eine unverantwortliche Giesskanne, die auf das Kreditkonto der Jungen gebucht wird» angegriffen1. Falsch, weil die AHV ein direktes und gezieltes Umverteilungssystem ist. Um was es den Gegnern im Kern geht: Die Vorsorge soll vermehrt privat und individuell geleistet werden, etwa durch Pensionskassengelder und der dritten Säule. Warum ist diese Entwicklung fatal:
- Im 0-Zins-Umfeld ist es unmöglich, die Pensionskassengelder rentabel anzulegen. Die fehlende Rendite wird durch Finanzjongleure mit Absenken der Rentengelder kompensiert.
Einfach gesagt: Wir verlieren noch mehr Geld an Finanzjongleure der Pensionskassen (Banken und Versicherungen). Allfällige Gewinne werden durch die Fondsmanager eingesteckt, die Verluste tragen in jedem Fall wir. - Die Solidarität geht verloren. Wer viel verdient, ist im Vorteil. Wer wenig verdient, hat das Nachsehen.
- Insbesondere für Teilzeitarbeitende (60% der Frauen2) ist die AHV oftmals die einzige Altersvorsorge.
Deshalb JA zu AHVplus
Die makement-Kontext Beiträge wiedergeben persönliche Ansichten der jeweiligen Autoren auf aktuelle, wirtschaftspolitische Themen.
Eine Übersicht der Kontext Beiträge findest du hier: Kontext – BeiträgeDer Beitrag ist vom WOZ-Artikel inspiriert: Mit der Säge an deine Rente
Quellennachweis:
Titelbild: ahvplus-initiative.ch
1 Kathrin Bertschy zitiert in einem watson Artikel: Streit um die AHV: Der Frust der Jungen über die «unsolidarischen» Alten
2 BFS 2016: Teilzeitarbeit
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